Heimat.

Ich sitze auf der Fensterbank der großen Fensterfront im Zimmer meiner Freundin Hanna in der Stadt Bonn. Meine Füße an der Heizung wärmend, blicke auf einen kleinen Bereich mit ein paar Bäumen, die schon anfangen ihre Blätter zu verlieren und in den schönsten Herbstfarben zu erstrahlen. Dabei kann ich zwei Eichhörnchen beobachten, wie sie die Bäume hoch und runterklettern. Regen fällt in ganz leichten Fäden auf die Erde und es ist das perfekte drinnen-bleib-und-Kakao-trink-Wetter.

Auch wenn ich zwar keinen Kakao habe, genieße ich diesen Moment unglaublich und was mir dabei besonders durch den Kopf geht ist einfach nur, wie wunderschön Deutschland ist. 
Ich hätte nicht gedacht, dass ich mal so etwas simples wie Bäume, als so schön empfinden würde, aber ich komme aus dem Staunen darüber einfach nicht heraus. Hätte ich nicht die Monate davor auf Lesbos verbracht, einer Insel auf der hauptsächlich Olivenbäume wachsen und die im Sommer unglaublich trocken wird, dann hätte ich diesen Ausblick wahrscheinlich als ziemlich langweilig gefunden. Aber im Kontrast habe ich in diesem Moment das Gefühl, dass es nichts Schöneres geben könnte als einen verregneten Tag in Deutschland.

Meine 6 Wochen hier haben mir vor allem mein Herz wieder neu geöffnet für meine Heimat. Früher fand ich Deutschland ehrlich gesagt vor allem eins: Langweilig. Ich fand andere Orte viel spannender und konnte es kaum erwarten, die Welt zu erkunden.

Und nun merke ich wie sehr ich meine Heimat vermisse.

Die vielen grünen Wälder, das seichte Klima, Wochenmärkte, Bio-Läden, die Architektur der verschiedensten Epochen und natürlich vor allem nah an meiner Familie und Freunden zu sein. 

Ich begreife aufs Neue, dass es nichts Kleines ist sich aufzumachen und seine Heimat hinter sich zu lassen.

Und ich weiß, dass ich die nächsten Jahre mit hoher Wahrscheinlichkeit erst mal nicht in Deutschland leben werde. 

Doch ich weiß auch, dass dies Gottes Plan für mein Leben ist, jetzt erst mal Griechenland, aber später vielleicht auch in einem anderen Land. 

Der Gedanke vielleicht nie wieder in Deutschland zu leben fordert mich unglaublich heraus. Und ich kämpfe immer wieder mit Gott warum er gerade mich ins Ausland schickt, wo ich doch so heimat- und familienverbunden bin. 

 

Doch in genau diese Gedankengänge kommt mir plötzlich ein Teil des Liedes "Das ist mein König" in den Sinn: 

"Meine Heimat, mein Zuhaus, deine Nähe füllt mich aus!"

 

Auch wenn ich wahrscheinlich immer mal wieder meine Heimat vermissen werde und vielleicht noch ziemlich oft mein Zuhause wechseln werde, so weiß ich dass Gott stets bei mir ist und dass ich in ihm meine wahre Heimat und ein Zuhause in Ewigkeit habe.